Was passiert mit den Kinofilmen während Kinos wegen Corana geschlossen sind?

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Währenddessen des Telefonats wird eine Broschüre von der Druckerei geliefert, der Fensterputzer war gleichermaßen bereits da, sagt Jürgen Hillmer, der in Bielefeld die Lichtwerk Filmtheater Betriebs GmbH mit zwei Häusern und 6 Sälen leitet. Es ist erheblich Betrieb, obwohl die Kinos zu sind. Hillmer ist im Office, er möchte Kurzarbeit für die insgesamt vierzig Betriebsangehöriger beantragen, über Mietstundung und mit den Energieversorgern verhandeln.

Es war alles ziemlich rasch vorbei. Schneller als avisiert. Bielefeld und Kassel hatten Ende vorletzter Woche als einleitende deutsche Kommunen beschlossen, die Kinos zu schließen. Ab Sonntag. Aber längst am Freitagabend kamen Angestellter des Ordnungsamtes mit Pfefferspray am Gürtel. Die laufende Präsentation durfte noch beendet werden. Darauffolgend gingen sie wieder.

Kein Wunder, wer an 363 oder 364 Tagen im Anno aufgesperrt hat, ob dieser Tage draußen 38 Stärke sind oder Fußballweltmeisterschaft gespielt wird, kann sich einen Lockdown noch schwerer präsentieren als weitere.

Für Hillmer ist die „ganz bedeutende Frage“, ob die Verleihe den Mut haben werden, die Videos weiter zu spielen, die dieser Tage unterbrochen werden mussten, wenn die Normalität zurückkehrt. „Wenn wir erneut anfangen, benötigen wir starke Videos.“ Videos wie „Die Känguru-Chroniken“ exemplarisch, deren kommerzielles Potential noch nicht ausgereizt war.

Das wird nicht reibungslos auf einem überfüllten Kinomarkt. Mehr als 550 Videos kommen jährlich in deutsche Kinos, was zu viele sind, um Fabrikanten, Verleihern und Kinobetreibern vernünftige Renditen zu verschaffen. Diese Menge erfordert exakte Terminplanung, primär für größere Spielfilme mit internationalen Starts, aufgrund der astronomischen Werbebudgets.

Für die Zuschauer ist der Filmstau, der derzeit seitens die zahlreichen Verschiebungen entstehen wird, kaum bemerkbar. Das Publikum richtet sich nach dem je zur Verfügung stehenden Angebot: Kommt der neumodische Bond nicht dieser Tage, kommt er in der herbstlichen Jahreszeit. Die Überproduktionskrise, die lange vor der Pandemie da war, berührt das Publikum nicht.

Der große Filmstau

Ökonomisch aber sind Schließung und Filmstau für Kinos und Verleihe schnell existenzbedrohend. Jürgen Hillmer, seit 30 Jahren im Kinogeschäft, zeigt trotzdem eine gewisse Gelassenheit.

„Wir fühlen uns okay aufgestellt“, sagt er, drei Monate könne man wahrscheinlich überleben, ohne dass das Geschäftsmodell des Arthousekinos gefährdet sei; man werde einige Zeit benötigen, um abermals in die Gewinnzone zu kommen, etwaig gleichermaßen Überbrückungskredite benötigen. Nur enorm längere Zeit dürfe es nicht dauern.

„Wir kommen zurück - Lebe lang und sei erfolgreich“ - ein Kino in Kiel verabschiedet sich auf Zeit.
Bild: dpa

Dass versperrte Kinos sich auf das Zuschauerverhalten auswirken und die Streamingportale stärken, befürchtet Hillmer nicht. Er sei „relativ zuversichtlich“, dass Personen sich nach längerem Verzicht freuen würden, von Neuem Spielfilme in Gemeinschaft zu sehen.

Das Kino als Gemeinwesen

Unter den Plakaten, die während ihm im Kinofoyer hängen, hatte Hillmer erzählt, sei ebenfalls das von „Undine“, dem neuartigen Video von Christian Petzold. Paula Beer, die auf der Berlinale den Preis für die perfekte Darstellerin erhielt, ist dort als innovative Wassernymphe zu sehen.

„Undine“ sollte am bevorstehenden Donnerstag in die Kinos kommen. Wie auf diese Weise viele Spielfilme wurde er verschoben, auf den 11. Juni. Eine verhältnismäßig optimistische Terminierung. Petzold erzählt, dass er gerade in Paris war. Dort sollte „Undine“ am 1. April anlaufen, in 180 Kinos, 25 hierdurch lediglich in Paris. Die Terminverschiebung sei für ihn nicht das Problem.

(Bildquelle: Instagram/backnanger_kreiszeitung)

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