DTM und ADAC GT Masters – innovative Konkurrenz auf deutschen Rennstrecken

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Währenddessen in der Formel 1, in der Formel E und in sonstigen Motorsport-Serien weltumspannend längst erneut um WM-Siege und -Punkte gefahren wird, initiieren in Deutschland in den künftigen Wochen zwei beinahe gleichartige Formate in ihre Saison. Die DTM und das ADAC GT Masters. Ob ebendiese Zweigleisigkeit funktioniert, das wird von Motorsport-Experten mit Spannung beobachtet.

Der Deutschen “liebste” Motorsport-Serie, die DTM, stand Ende 2020 vor dem Aus. Die beiden letzten verbliebenen Marken, Audi und BMW, hatten den Geldhahn zugedreht, wollten nicht mehr die sündhaft-teuren “Class One”-Fahrzeuge konstruieren und erstellen. Mercedes war bereits Ende 2018 aus der Reihe ausgestiegen.

Gerhard Berger (61), der “neue” Macher der DTM, der mit seiner Firma Berger Motorsport AG die einzige wirtschaftliche Verantwortung seit Ende des vergangenen Annos trägt, setzt im Mittelpunkt Juni startenden Saison auf ein GT3-Reglement, um die Marke “DTM” zu retten. Es ist anschließend nicht mehr Werks-, an Lokalität werksunterstützter Kundensport – eine größere Vielfalt an Fertigern soll den Fans mehr Opportunitäten geben, sich mit der “neuen” DTM ausfindig zu machen.

Fünf Marken und 19 Piloten beim letzten DTM-Test

Der drei Tage vor Heiligabend geäußerte “Weihnachtswunsch” des Österreichers lautete realistisch: 20 Piloten und fünf Produzenten, also drei Rennfahrzeuge mehr als in der letzten DTM-Saison mit Audi und BMW. Knapp 6 Wochen vor dem Saisonauftakt in Monza konnte Berger beim letzten formellen DTM-Test auf dem Lausitzring wahrhaftig fünf Marken (Audi, BMW, Ferrari, McLaren und Mercedes-AMG) ebenso 19 Piloten vorführen. Nicht unmöglich, dass dies bereits das letzte Wort ist.

Für den ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Berger spielt des weiteren das Thema Nachhaltigkeit eine essentielle Rolle. “Unser Ziel ist es, Schritt für Schritt mehr Nachhaltigkeit zu integrieren. Zwischen 2025 und 2030 möchten wir CO2-neutral werden, und zwar nicht bloß, was die Rennautos bezieht sich, stattdessen über die ganze Plattform hinweg – inbegriffen Partner, die dort vertreten sind”, erklärte der jetzige Chef der DTM in einem Interview. Von vollelektrischen Renn-Prototypen mit bis zu 1000 PS über Hybrid-Technologie bis zu synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff – Gerhard Berger sieht den Motorsport und ebenfalls die DTM als Entwicklungstreiber für technologische Neuschöpfungen: “Daher ist es essenziell, wenn irgend glaubwürdig vielen Techniken auf der DTM-Plattform eine Bühne zu bieten.”

DTM Electric ab 2023 geplant

Auf insgesamt fünf Säulen fußt die “neue” DTM. Neben der DTM nach dem modernen GT3-Reglement als Spitzensport für Hardcore-Fans steht die DTM-Trophy mit seriennahen und kostengünstigeren GT4-Sportwagen für Nachwuchsfahrer. Darüber hinaus existieren eine DTM-Classic mit historischen DTM-Fahrzeugen, die DTM Electric ab 2023 mit batterie-elektrischen Prototypen (mit bis zu 1000 PS) und die DTM Esports für jüngere Motorsport-Enthusiasten, wo Laufen durch Internet durch Rechner gefahren werden.

Mit über 200 Laufen in der DTM und als langjähriger TV-Experte der Sportschau hat Manuel Reuter (59) einige Kapitel der DTM miterlebt und verfolgt die Entwicklungen in solcher Reihe obendrein: “Letztendlich ist die DTM auf ein Programm zurückgegangen, das auf dem GT Sport basiert. Es werden die identischen Fahrzeuge sein, die gleichermaßen im ADAC GT Masters respektive im internationalen GT Sport benutzt werden. Das tolle im GT-Sport ist, dass es weit über zehn Erzeuger in Europa gibt, oder vielmehr weltumspannend sind es glaube ich 15 Erzeuger, die ein einsetzbares Sportgerät haben.”

Konkurrenz ADAC GT Masters

Neben der DTM existiert sofort bereits seit 15 Annos das ADAC GT Masters in Deutschland und den angrenzenden europäischen Ländern als nationale Konkurrenz. Hier kommen seit Anbeginn GT3-Fahrzeuge zum Einsatz. Die neumodische Saison mit sieben Veranstaltungen beginnt am Wochenende 15./16. Mai. Der Unterschied zur DTM: Im ADAC GT Masters teilen sich zwei Fahrer ein Rennfahrzeug. Die Renndauer ist mit 60 Minuten lediglich unwesentlich längere Zeit als in der DTM. Die Preise pro Team je Saison sind weitaus niedriger als in der Konkurrenz-Serie. Das führt in jener Saison dafür, dass mehr als 30 Kraftfahrzeuge von sieben Produzenten an den Start rollen werden. In der DTM hofft man nach dem Umbruch auf beinahe 20 Fahrzeuge, fünf Fahrzeugmarken sind es hier.

Weiterer Pluspunkt für das ADAC GT Masters: Zum zweiten Mal nach den Saisons 2010 und 2011 wird vom Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) der Titel “Internationale Deutsche GT-Meisterschaft” ausgeschrieben. “Die Fans können sich ebenfalls in diesem Anno auf ein tolles Starterfeld in der Deutschen GT-Meisterschaft freuen”, sagt ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk: “Ein Teilnehmerfeld in jener Größe und Intensität ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich und unterstreicht die weiter steigende Attraktivität der Reihe.”

Hans-Joachim Stuck (70), im Anno 1990 DTM-Champion und zwei Mal Sieger der 24 Stunden von Le Mans (1986 und 1987), begrüßt auf der einen Seite die Richtung im nationalen Automobil-Rennsport und erklärt im exklusiven Interview mit der Sportschau: “Wir haben doch mit dem GT Sport eine wunderbare Ausprägung des Motorsports. Da existieren wundervolle Fahrzeuge und es gibt viele Fabrikanten die Kraftfahrzeuge errichten, die sich global gegenseitig bestimmen können. Und die man ebenso auf der Straße sieht, und sieht: das ist ein BMW, das ist ein Ferrari, das ist ein Porsche, das ist ein Audi. Das ist doch toll, dass sich der Fan dadurch identifizieren kann.” Auf der zusätzlichen Seite benachrichtigt er trotzdem genauso Kritik an der Zweigleisigkeit, die in Deutschland existiert.

Haug: “Konkurrenz belebt das Geschäft”

Norbert Haug (68), langjähriger Mercedes Motorsport-Chef und ausgewiesener Kenner der Rennszene in Deutschland, erweitert in einem Zoom-Interview mit der Sportschau zur nationalen Zweigleisigkeit: “Es gab keine weitere Option. Die Option hätte geheißen, gar keine DTM oder eine Verschmelzung (mit dem GT Masters, Anmerk. der Redaktion). Die Verschmelzung war anscheinend unmöglich, und da bin ich abermals während dem Punkt Konkurrenz belebt das Business. Man wird sich differenzieren, man wird sehen, wie das funktioniert.”

Das ADAC GT Masters setzt also mehr auf Kontinuität als auf neumodische Ansätze oder Veränderungen. Nachhaltigkeit spielt trotzdem ebenfalls hier eine Rolle. Dank eines innovativen Serien-Sponsors (BWT; Wassertechnolgieunternehmen) haben Fans in absehbarer Zeit die Aussicht, Einwegflaschen gegen wiederbefüllbare Wasserbehälter zu tauschen und kostenlos unterbrechungsfrei von Neuem mal aufzufüllen. Der ADAC ist unter anderem Partner der HYRAZE League, einer ab 2023 geplanten Motorsport-Serie, die bezüglich Nachhaltigkeit in innovative Dimensionen vorstoßen will.

Wasserstoff als Energieträger

Es geht um die in aller Welt einleitende Automobil-Rennserie, die auf umweltfreundlich produzierten Wasserstoff als Energieträger setzt. Das Programm hat die HWA AG konzipiert, ein Automobil-Veredler und Rennsport-Unternehmen mit Sitz im schwäbischen Affalterbach, quasi Nachfolger des namhaften AMG-Rennsport-Teams. Ab 2023 sollen fürs Erste Demo-Rennen mit den 800 PS starken Rennfahrzeugen in Deutschland bestritten werden. Danach möchte die Reihe in Europa expandieren.

Der “grüne” Wasserstoff wird in Brennstoffzellen in Energie für vier Elektromotoren umgewandelt. Zudem wird beim Bremsen Betriebsenergie rekuperiert (rückgewinnen von Energie) und in Hochleistungs-Batteriezellen gesichert. Bis dato einzigartig ist die Idee, dass der anfallende Bremsstaub im Fahrzeug aufgefangen und folgend umweltneutral entsorgt wird. Ein unkontrolliertes Entweichen in die Umwelt wie bisher gehört dadurch der Vergangenheit an. “Allradantrieb, Wasserstoff-Brennstoffzelle, eine recht winzige Pufferbatterie, dafür eine elektronische Lenkung und ein ‘brake by wire’-System, das der Umwelt jeglichen Bremsstaub erspart – reichlich mehr geht im Automobilbau der Zukunft nicht. Der HYRAZER ist eine Ausprägung Quantensprung und gleichfalls für autonomes Fahren ideal vorbereitet”, schwärmt Martin Marx, Vorstand der HWA AG, vom Programm seiner Firma.

Realer Motorsport und E-Sport in Kombination

Überaus innovativ ist gleichfalls die Idee, realen Motorsport mit E-Sport zu verdrahten. “Die Kombination aus Laufen mit konkret existierenden Fahrzeugen und simulierten Wettbewerben am PC ist gleichfalls der Versuch, die junge Generation verstärkt vom Motorsport zu begeistern”, berichtet Marx sogar. Jedes Team besteht aus zwei Fahrern, es gibt gewiss keinen Fahrerwechsel im gängigen Sinn. Ein Fahrer soll die realen Laufen fahren, der alternative Fahrer an den zur Meisterschaft zählenden E-Sport-Veranstaltungen teilnehmen. Beide Lösungen fließen zu gleichen Teilen in die Meisterschaftswertung ein. Letztendlich wird ein Team als Gesamtsieger beider Disziplinen geehrt – ein absolutes Novum in der Motorsportwelt.

Ein wenig hinken die ambitionierten Pläne aktuell dem speziellen Ablaufplan im Nachhinein, bis 2023 ist trotz alledem noch in gewissem Umfang Zeit, um ebendiese Reihe zum Leben zu erwecken. “Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung sind Ambitionen, die schon von allen Gesellschaftsschichten und von allen Generationen reklamiert werden”, sagt Martin Marx: “Diesem veränderten Zeitgeist muss sich gleichwohl der Motorsport stellen und analoge Alternativen bieten.”

Nachhaltigkeit und Effektivität wissen das Denken und Handeln – in allen Bereichen. Zwei Aspekte, die den Motorsport der Zukunft prägen werden. Ein Weg, den der Motorsport künftig gehen möchte, mutmaßlich gehen muss, um den Fans in den folgenden Annos lehrreiche und bezahlbare Events anbieten zu können.

(Bildquelle: Instagram | @adac_gt_masters_fanpage)

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