Die meisten Schulen in Deutschland sind noch geöffnet. Dies wird aber nur mit besseren Schutzmaßnahmen so bleiben

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Wir lassen Schulen und Kindergärten offen. Wir akzeptieren dort das Infektionsrisiko, weil die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen nicht wieder unter der Blockade leiden kann und wir ihre Eltern nicht der gleichen Belastung wie im März / April aussetzen wollen. “ Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat es am Dienstag veröffentlicht – und damit möglicherweise versehentlich den Spannungsbereich beschrieben, in dem sich die Bildungspolitik derzeit befindet. Die Frage, wie man mit Schulen umgeht, ist polarisierend, wenn die Kronenzahlen derzeit rapide steigen. Einerseits gibt es Politiker wie Hans, die nicht wollen, dass ihre Eltern wochenlang die Schule schließen müssen und bereit sind, Lehrer und Schüler einem “Infektionsrisiko” auszusetzen.
Auf der anderen Seite haben Schüler, Lehrer und Elternverbände das Fehlen eines Schutzkonzepts durch die Bildungsabteilungen kritisiert, um einen sicheren Unterricht und eine sichere Versorgung in einer Situation zu ermöglichen, in der die Zahl der Neuinfektionen weiter steigt. Es ist offensichtlich, dass in den Sommermonaten viel mehr getan werden könnte, beispielsweise mehr Platz für eine größere Entfernung in kleineren Gruppen und eine bessere Belüftung. Jetzt häufen sich Berichte über Schulinfektionen, und ganze Klassen und Schulen werden unter Quarantäne gestellt. Stehen wir trotz aller politischen Zusicherungen kurz vor der Schließung der Schule? Wird der Unterricht unterbrochen, wenn das „Lock Light“ nicht ausreicht, um die Anzahl der Fälle zu verringern?
Ist die Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen in Schulen höher?
Seit Beginn der Pandemie gab es in den Schulen auch große und kleine Epidemien. Es ist jedoch oft unklar geblieben, ob die Schulen selbst die Infektionsquelle waren oder ob sie nur durch externe Beiträge beteiligt waren. Der Ausbruch an der Oise High School in Nordfrankreich ist gut dokumentiert. Nachfolgende Blutuntersuchungen von Lehrern, Schülern und Bewohnern der Region auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 ergaben eine hohe Infektionsrate bei Schülern und Lehrern, jedoch eine niedrigere bei den Eltern und Geschwistern der Schüler – was für die Schule als Beginn eines Superraumereignisses spricht.
An einer Schule in Jerusalem war dies hauptsächlich bei den Klassen 7 bis 9 der Fall, nicht jedoch bei den Klassen 10 bis 12, was auch darauf hindeutet, dass die Übertragungsrate der High School zur Infektion beitrug. In Deutschland haben die Bildungsministerien wiederholt betont, dass Schulen “nicht die Brennpunkte oder die treibende Kraft der Pandemie sind” – zum Beispiel die baden-württembergische Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU). Diese Frage kann jedoch nicht richtig beantwortet werden – was auch darauf zurückzuführen ist, dass das Gesetz kein Bildungsministerium hat, das dokumentiert, ob es an Schulen Infektionen gegeben hat. Auf Ersuchen des Tagesspiegels waren oder wollten zumindest die meisten Bundesländer keine aktualisierten Daten liefern.
Ausnahmen bilden Bremen und das Saarland. Das Saarland meldet bis Ende Oktober insgesamt 12 Fälle mit mehr als einer Koronainfektion in der Schule. Das Land geht von einer “niedrigen einstelligen Anzahl von Fällen aus, in denen eine sekundäre oder ansteckende Infektion in der Schule aufgetreten sein könnte”. In der dritten Oktoberwoche sprach Bremen über 14 Schulen, in denen das Gesundheitsamt Infektionsketten in die Einrichtung einbaute.
Einzelne Ausbrüche sind auch an anderer Stelle dokumentiert. Eine Privatschule in Elmshorn berichtete Anfang dieser Woche über 19 Infizierte. In Hamburg erregte im September eine Bezirksschule Aufmerksamkeit, in der 33 Schüler und drei Mitarbeiter infiziert waren. In mindestens einer Klasse nahmen die Behörden eine Infektion in der Schule an. Das Robert-Koch-Institut berichtete Mitte Oktober, dass Ausbrüche in Schulen “zunehmend beobachtet” werden, aber “gut kontrolliert” werden können. “Mehrere hundert Brände” wurden in Schulen gesehen, fügte Lothar Wiehler in der Tagesschau hinzu. Bisher waren Schulen nicht der „Motor“ der Pandemie, wie dies bei Influenza-Wellen der Fall ist. Es ist jedoch klar, dass bei insgesamt mehr Infektionen mehr Fälle in den Schulen aufgetreten wären.
Wie ist die aktuelle Situation in Deutschlands Schulen?
Am vergangenen Wochenende wurden 165 Schulen in ganz Deutschland wegen einer Infektion der Schüler geschlossen – eine davon ist die Berliner Grundschule in Frohnau. Ein Angestellter kam für einige Tage mit Symptomen von Covid zur Schule. Es ist jedoch auch klar, dass dies immer noch nur ein Bruchteil aller Schulen ist. In Bayern unterrichteten letzte Woche zwei Prozent aller Schulen Fernunterricht und weitere vier Prozent verwendeten ein abwechselndes Modell des Präsenz- und Fernunterrichts. In Baden-Württemberg wurden 15 von 4.500 Schulen kurz vor Beginn der Herbstferien vollständig geschlossen, und gut 1.000 von 67.500 Klassen wurden aus den Vollzeitklassen entfernt. In Niedersachsen sind seit Beginn des Schuljahres 338 von 3.000 Schulen eingeschränkt worden, das sind mehr als zehn Prozent.
Was spricht für die Schließungen der Schulen?
Schulschließungen sind nicht nur für viele Familien eine große Belastung. Erste Untersuchungen zeigen auch, dass Kinder und Jugendliche im Fernunterricht wenig gelernt haben. Am Mittwoch veröffentlichten Forscher der Universität Oxford die Ergebnisse einer in den Niederlanden durchgeführten Studie, die für den Online-Unterricht relativ gut vorbereitet ist. Sie sagen, dass die Schüler im Frühjahr trotz digitalem Lernen “wenig oder nichts” gelernt haben. Bildungsforscher weisen auch darauf hin, dass insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien unter der Schließung gelitten haben.
Was spricht für eine Schließung der Schulen?
Zum einen werden die mit der Kontaktverfolgung überlasteten Gesundheitsämter bei einer unübersichtlichen Infektionssituation an einer Schule gar nicht anders können, als die Einrichtung zu schließen – wie etwa bei der Grundschule in Berlin-Frohnau. Zum anderen manövrieren die Kultusminister die Schulen aufgrund des Fehlens klarer Schutzvorschriften in Richtung Schließung: Nach wie vor setzen sie vor allem aufs Lüften als Präventionsmaßnahme.


